Gemeinsam mit meiner jüngeren Schwester, nach der unser Haus benannt ist, bin ich eigentlich mit der Zimmervermietung aufgewachsen. Viele Erlebnisse und Erinnerungen meiner Kindheit sind eng mit dem Vermieten verbunden. Da war besipielsweise das Spielen mit den Gästekindern und das Mitwandern, einerseits zum Motivieren dieser Kinder zum Wandern und andererseits, um als kleiner Wanderführer behilflich zu sein. Wir beiden Kinder mussten besonders in den Sommerferien immer mithelfen und haben dies auch als Erwachsene nach Möglichkeit über die ganzen Jahre gemacht.
Meine Eltern haben unser Haus 1970 erbaut, im 2. Stock war von Beginn an eine Zimmervermietung vorgesehen. Dies lag ganz im Trend der 70er Jahre, einerseits als Nebenerwerb und andererseits wohl auch zur „Mit-Finanzierung“ des neuerrichteten Hauses. Nach und nach wurden die Gästezimmer eingerichtet.
1980 erfolgte bereits ein erster Umbau bei dem alle 7 Zimmer mit einer eigenen Dusche ausgestattet wurden.
Im Jahr 2001 erfolgte der Ausbau des Dachbodens für meine eigene Privatwohnung, der Austausch der gesamten Fenster und die Erneuerung und Verlegung des Heizraums.
Um 2010 stand dann wirklich Renovierungsbedarf an: die Bäder waren mittlerweile viel zu klein und auch die Größe der Zimmer entsprach nicht mehr den gestiegenen Ansprüchen unserer Gäste. Außerdem war Mama Mitte 70.
Meine Frau Irene und ich hatten Interesse an der Übernahme und wir haben uns folgende Überlegungen zur Übernahme gemacht:
Der Bauzustand unseres Hauses war wegen der regelmäßigen Erneuerungen recht gut. Aber wir haben erkannt, dass es diesmal nicht bei neuen, größeren Bädern, ein wenig Verschieben von Trennmauern und neuem Einrichten der alten Räumlichkeiten bleiben konnte. Um wirklich etwas Neues entstehen zu lassen, brauchten wir mehr Platz, also einen Zubau.
Angeboten hat sich eine Qualitative Erweiterung für den Bereich der Ferienwohnungen und eine Kubaturaufstockung im Landwirtschaftlichen Grün zur Erweiterung unserer Privatwohnung.
Im Herbst 2011 war es dann soweit: geplant war ein Zubau und ein Komplettumbau des 2. Stocks. Gemeinsam mit meinem Vater wurden alle Zimmermöbel, die er als Tischler selbst angefertigt hatte, wieder ausgebaut. Zwei Wochen lang wurde nur demoliert: der Schlagbohrer dröhnte von früh bis spät, alle Trennwände waren schließlich entfernt, die Unterböden bis auf die Decke herausgestemmt und sämtliche Installationsrohre herausgerissen. Dieser Totalumbau war eine große Herausforderung für meine Eltern. Mitzuerleben, wie diese Gästeetage, ein Teil ihres Lebenswerks komplett kaputt gemacht wurde, hat natürlich zu Diskussionen geführt. Obwohl meine Eltern froh über die Entscheidung der Übernahme waren. Aber, dass gar nichts mehr ins neue Konzept passen sollte, auch nicht die von meinem Vater selbst getischlerten Möbel, die in gutem Zustand waren, war für ihn verständlicherweise nicht leicht zu akzeptieren. Um die Handarbeit meines Vaters trotzdem zu würdigen, haben wir uns entschlossen, das bei den Gästen bisher beliebteste „Zirm“-Zimmer weiter zu verwenden.
Im Winter erfolgte die Übernahme der Vermieterlizenz und im Frühjahr 2012 sind wir als neue Gastgeber mit 3 Ferienwohnungen gestartet. Unser Ziel waren immer klare Linien und eine wertige Ausstattung. Wir legen Wert auf Funktionalität und achten auf Details, die unsere Gäste auch schätzen. Der Stil ist schlicht, „modern“ und hell.
Wir sind noch immer ein Familienbetrieb. Mama hilft tatkräftig mit, erledigt die Wäsche, verrichtet viele Arbeiten rund ums Haus. Sie bäckt regelmäßig einen wunderbaren Apfelstrudel und betreut unsere Kinder, wenn wir putzen.
Eines unserer Ziele ist, uns immer weiter zu entwickeln. Wir ergänzen immer wieder Einrichtungsgegenstände und versuchen, unser Angebot auszubauen. Es gibt mittlerweile einen großzügigen Spielplatz, wir bieten eine gut sortierte Gästebibliothek und Irene dekoriert ständig um, was die Stammgäste freut, da es immer wieder Neues zu entdecken gibt.
Irene hat vor Kurzem von einer Bekannten im Dorf den Satz gehört: „Eigentlich ein leicht verdientes Geld!“ So einfach ist es sicher nicht. Ohne Einsatz kein Erfolg oder besser formuliert: der Zeiteinsatz lohnt sich immer. Wir achten momentan trotzdem darauf, dass die Zeit für unsere Familie nicht zu kurz kommt.
Unser Betrieb läuft inzwischen gut und wir sind mit der Buchungslage zufrieden: Einen Teil der Gäste haben wir von Mama übernommen. Die haben das größere Raumangebot in den Ferienwohnungen entdeckt und wissen es mittlerweile zu schätzen. Die neuen Kunden hingegen sind gerade wegen der Ferienwohnungen dazugekommen.
Was wir inzwischen auch zu schätzen wissen, ist die wertvolle Unterstützung durch die „alte Generation“ im Haus. Die ermöglicht es uns, auch einmal nicht da sein zu müssen, denn die Privatvermietung bindet natürlich ans Haus. Jemand muss einfach da sein, wenn an den Wochenenden der Gästewechsel stattfindet.