VPS-Studienreise
Amsterdam, das Venedig des Nordens
Amsterdam, die vielleicht kleinste Metropole der Welt mit rund 850.000 Einwohnern steht nicht nur für avantgardistische Architektur und schicken Designerläden, sondern und vor allem für eine multikulturelle Toleranz, die von Menschen aus mehr als 170 Nationen geprägt wird. Aber dies war nur ein Teil von dem, was uns an der Niederländischen Hauptstadt und auch seiner Umgebung so fasziniert und dazu beigetragen hatte, dass die Studienreise 2018 wieder ein voller Erfolg geworden ist.
Den Brennerpass hatten wir bereits überquert und auch Innsbruck lag schon hinter uns, als sich am frühen Montagmorgen des 5. Novembers die dichten Nebelschwaden lichteten und sich ein sehr schöner, sonniger Herbsttag ankündigte. Über den 1216 m hoch gelegenen Fernpaß, der im Westen von den Lechtaler Alpen und im Osten vom Mieminger Gebirge eingesäumt wird, gelangten wir nach Reutte. Auf dieser Strecke konnten wir einen Blick auf die nahe gelegene Zugspitze, den mit 2962 m höchsten Berg Deutschlands, werfen. Zur Mittagszeit erreichten wir Dinkelsbühl in Mittelfranken. Die Stadt ist aufgrund des besonders gut erhaltenen spätmittelalterlichen Stadtbildes ein bedeutender Tourismusort an der Romantischen Straße. Laut einer Umfrage des Magazins Focus besitzt Dinkelsbühl mit seiner Stadtmauer und den prächtigen Patrizierbauten sowie dem Münster St. Georg die schönste Altstadt Deutschlands. Viel Zeit blieb uns nicht die wirklich sehenswerte Stadt zu erkunden, denn die Entfernung bis Frankfurt, den ersten Zwischenstopp, beträgt noch ungefähr 240 km und die Autobahn A7 ist bekanntlich immer recht verkehrsintensiv.
Die Dunkelheit begann schon die malerische Farbenpracht der bunten Laubwälder zu umhüllen, als wir die Hochhaus-Skyline Frankfurts aus der Ferne erblickten.
Wir verbrachten die erste Nacht im Hotel Ibis im Zentrum von Frankfurt.
Frankfurt, Mainhatten
Der nächste Tag begann mit einer Stadtrundfahrt. Frankfurt trägt auch den Beinamen Mainhattan und ist mit seinen rund 750.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Deutschlands. Die Hessische Hauptstadt zählt zu einer der wichtigsten internationalen Finanzplätze. Auf unserer Rundfahrt konnten wir unter anderem die Europäische Zentralbank, die Deutsche Bundesbank, die Frankfurter Wertpapierbörse und zahlreiche Finanzinstitute sehen. Auch die Messe Frankfurt lag auf unserer Route, wo unter anderem die Frankfurter Buchmesse oder die internationale Automobil – Ausstellung stattfinden. Die Wirtschaftsmetropole hat nicht nur den viert größten Flughafen Europas, bemerkenswert ist auch, dass 40% des Stadtgebietes Parks und Landschaftsschutzgebiete sind und dass im Zentrum der Stadt kaum Autoverkehr zu sehen ist.
Am historischen Wahrzeichen von Frankfurt, der rekonstruierten Altstadt mit Römerberg, endete unsere Rundfahrt. Zu Fuß machten wir noch einen Spaziergang zwischen den malerisch verwinkelten, typischen Fachwerkhäusern hin zum Kaiserdom St. Bartholomäus, wo 855 die erste Königswahl stattfand.
Die Domglocken erinnerten uns, dass es bereits Mittagszeit war und wir nach einer verdienten Stärkung unsere Reise in Richtung Norden zu unserem eigentlichen Ziel fortsetzen mussten.
Vorbei an Bonn, Köln, Düsseldorf und Essen überquerten wir am frühen Abend die Staatsgrenze zu Holland. Je näher wir Amsterdam kamen, desto dichter wurde der Verkehr auf der nunmehr vierspurigen Autobahn, ein klarer Hinweis auf die große wirtschaftliche Bedeutung der Niederländischen Hauptstadt.
Mit einiger Verspätung erreichten wir unser Hotel WestCordArt, wo wir in den folgenden vier Tagen untergebracht waren.
Amsterdam, das Venedig des Nordens
Am darauffolgenden Tag stand zuerst eine Stadtrundfahrt auf unserem Programm. Das erste was uns auffiel, waren die überaus zahlreichen Fahrräder, es gibt über eine Million in Amsterdam und rund ein Drittel der Amsterdamer bewegt sich stets mit dem Fahrrad fort, erklärte uns Frank, der örtliche Reiseleiter.
Ganze 8500 Baudenkmäler hat Amsterdam zu bieten und es würde den Rahmen meiner Beschreibung sprengen, würde ich alle Bauten aufzählen, die wir bei unserer Rundfahrt sehen konnten. Erwähnen möchte ich das Konzerthaus, das die beste Aku-stik der Welt haben soll, die Highlights der niederländischen Kunstgeschichte: Rijksmuseum, Van Gogh Museum und das Stedelijk Museum, wobei letzteres wegen seines Badewannen förmigen Anbaus architektonisch besonders ins Auge sticht. Nennen möchte ich noch den Grachtenring, der zum
UNESCO-Weltkulturerbe zählt, den Blumenmarkt und die vielen windschiefen schmalen Häuser, die das Stadtbild von Amsterdam prägen.
Bei einer Grachtenfahrt konnten wir zahlreiche der mittlerweile fast 2500 Wohnboote, zum Teil heruntergekommene Lastkähne, zum Teil schwimmende Bungalows, bewundern. In den 1950er Jahren kamen Studenten auf die Idee der treibenden Häuser. Die Zahl der Studenten in Amsterdam liegt derzeit übrigens bei mehr als 100.000.
Den Nachmittag hatten wir zur freien Verfügung. Viele von uns nutzten die Zeit um einen kurzen Spaziergang durch das Rotlichtviertel der Landeshauptstadt zu machen, zählt es doch zu einer der wichtigsten Touristenattraktionen von Amsterdam.
Insel Marken, Emden und Badeort Egmond aan Zee
Wie bereits die Tage zuvor, begann auch der 4. Tag mit einem sprichwörtlichen Kaiserwetter und Temperaturen, die eher für einen September- als an einem Novembertag typisch sind.
In der Früh starteten wir zur kleinen, malerischen Insel Marken, die über einen Deich mit dem Festland verbunden ist und in den Sommermonaten mit ihren charakteristischen Fischerwohnungen unzählige Touristen aus nah und fern anzieht.
Als Nächstes stand das entzückende alte Städtchen Emden als eine der weltbekannten Käsestädte auf unserem Programm. Die Blütezeit Edams war das 16. und 17. Jahrhundert, wegen des Käse- und Fischhandels und der mehr als 30 Schiffswerften, die es damals gab und Schiffe aller Art und Größe bauten. Die Stadt ist mit einem etwa 1 km langen Kanal mit dem Ijsselmeer verbunden.
Anschließend machten wir in dem ehemaligen Fischerdorf und heute schmucken Touristenstädtchen Volendam eine längere Pause und genossen die warmen Sonnenstrahlen auf der Promenade mit Blick auf den nahegelegenen Hafen, an dem zahlreiche Fischer Meeresfrüchte verkauften. Weiter ging´s dann zum Abschlussdeich, der genau genommen kein Deich, sondern ein 30 km langer und 90 m breiter Damm und ein bauliches Meisterwerk ist. Der größte Teil der Niederlande liegt unter dem Meeresspiegel, so dass solche gewaltige Aufschüttungen auch zum Schutz vor Sturmfluten errichtet wurden. Auf dem Damm verläuft eine Autobahn, deren Benutzung und das ist bemerkenswert, Maut frei ist.
Als krönenden Abschluss besuchten wir noch den inmitten der größten Dünen Europas gelegenen Badeort Egmond aan Zee mit seinem markanten weißen Leuchtturm. Ein wunderschöner Sonnenuntergang verwandelte den ganzen Ort in ein idyllisches Bild mit einer außergewöhnlichen Faszination.
Wir alle sind unserem Profifotografen Martin Obletter sehr zu Dank verpflichtet, dass er solche besondere Momente der Studienreise 2018 für uns als unvergessliche Erinnerung im Bild festgehalten halt.
Den Haag
Am 5. Tag besichtigten wir Den Haag und anschließend Delfs. Wie immer starteten wir um 9 Uhr und fuhren in Richtung Amsterdamer Flughafen Schiphol. Die KLM, die Niederländisch Königliche Luftfahrtgesellschaft, ist die ältesten Fluggesellschaft der Welt, sie feiert 2019 ihr 100jähriges Bestehen. Mit 6 Landepisten und rund 68 Millionen Passagieren zählt der Flughafen Schipohol zu den größten Flughäfen Europas.
Wie schon in den vergangenen Tagen, liegen auch auf dieser Strecke rechts und links der Autobahn Hunderte von Hektar große Felder und Ackerbaugebiete. Die Niederlande ist seit 2017 der weltweit zweitgrößte Exporteur von Agrarprodukten.
Den Vormittag widmeten wir der Besichtigung von Den Haag, das zugleich Königsstadt und politisches Zentrum der Niederlande ist. Unser Rundgang begann mit dem im gotischen Stil erbauten Binnenhof, dem Sitz der niederländischen Regierung. Da an diesem Freitag eine Regierungssitzung stattfand, konnten wir mit eignen Augen sehen, dass hier selbst Minister und ihre Bodyguards mit dem Fahrrad unterwegs sind, wie übrigens auch die Königskinder, wenn sie zur Schule gehen. Den Haag hat eine große Anzahl von Sehenswürdigkeiten zu bieten, von denen ich den Internationalen Gerichtshof der Vereinten Nationen mit Sitz im Friedenspalast und den Internationalen Strafgerichtshof erwähnen möchte, ebenso wie die Botschaften aller wichtigen Länder der Erde. Die Stadt, die von Parks und Grünanlagen durchzogen wird, beherbergt auch eine große Anzahl von Museen wie das Mauritshuis mit dem weltbekannten Bild von Vermeer´s, das Mädchen mit dem Perlenohrring. Hier befindet sich auch der aus dem 16. Jh. stammende Palais Noordeine, der Regierungssitz der Königlichen Familie.
Als wir uns später der sichtlich wohlhabenden Stadt Delft näherten, sahen wir schon von weitem den 110 Meter hohen spitzen Turm der Nieuwe Kerk. Delft ist die Stadt des „Meister des Lichts“ Johannes Vermeer und gleichzeitig des weltberühmten Delfter Blau. Mit unserem Niederländischen Reiseleiter besuchten wir eine Porzellan Manufaktur, wo uns die einzelnen Schritte des kostbaren Handwerks erklärt und vorgeführt wurden. Zahlreiche Mitreisende fanden hier ein ganz besonderes „Mitbringsel“ für zu Hause.
Koblenz
Am nächsten Morgen hieß es wieder Koffer packen und Abschied nehmen. Die Niederlande mit seinen 17 Millionen Einwohnern bleibt uns als kleines, wirtschaftlich in vielen Richtungen florierendes Land mit einem ausgeprägten sozialen Netzwerk in sehr positiver Erinnerung.
Auf unserem Weg in Richtung Süden machten wir noch einen Abstecher in Aachen, wo wir das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt, den Dom besichtigten. Die Baugeschichte dieses beeindruckenden Sakralgebäudes begann bereits um 1200 unter Karl dem Großen und zählt heute zur UNESCO Welterbeliste.
In der historischen Stadt Koblenz verbrachten wir im Mercure Hotel die letzte Nacht, bevor es dann am Sonntag wieder heimwärts ging.
Wir haben in dieser Woche mehr als 3000 km zurückgelegt und sehr viel Neues und Sehenswertes kennengelernt. Wir haben den vielen Berichten von Helmut Hofer und den anderen Reiseführern interessiert zugehört und eine sehr schöne, intensive und erfahrungsreiche Zeit gemeinsam erleben dürfen.
Schön, liebe Mitglieder, liebe Mitreisende, dass Sie sich so zahlreich die Zeit genommen haben, mit mir diese Studienreise 2018 nach Amsterdam zu machen.
Die Obfrau
Esther Mutschlechner