Am 19. April fand die Vollversammlung 2023 im Gustelier in Bozen statt. Eines der Highlights der Veranstaltung war die Rede der Präsidentin Esther Mutschlechner-Seeber, welche einen Rückblick 2022 und eine Vorschau 2023 beinhaltete. Alle Mitglieder, welche nicht LIVE dabei sein konnten, können die Rede im folgenden Artikel nachlesen.
Nach den von Corona geprägten Jahren kehrt nun wieder Normalität in den Südtiroler Tourismus ein, zumindest wenn wir uns die für 2022 Zahlen ansehen.
Mit fast 588.000 Ankünften konnten die Südtiroler Privatvermieter ein Plus von 72% verzeichnen, auch mit knapp über 3 Mio. Nächtigungen verzeichnen wir ein Plus von 59%. Die Bruttoauslastung konnte (ist um 50 %) auf 29,5% gesteigert werden, und auch die Zahl der Betriebe stieg um 9% auf nun 3.703 an. Somit konnten wir mit Ausnahme der Aufenthaltsdauer, wo wir ein minimales Minus geschrieben haben, in allen wichtigen Parametern deutliche Steigerungen verbuchen und an die Ergebnisse vor Corona anschließen bzw. diese übertreffen.
Auch abseits der Privatunterkünfte wächst der heimische Tourismus wieder kräftig. 2022 betrugen die Ankünfte insgesamt 7,94 Mio. bei insgesamt 34,4 Mio. Nächtigungen. Daraus ergibt sich, dass knapp 10% aller Nächtigungen in Südtirol bei uns Privatvermietern erfolgen.
Hinter diesen Zahlen stehen zufriedene Gäste, die sich bewusst für Südtirol und die qualitätsvollen Angebote, die sie hier bei uns finden, entscheiden. Vor allem aber belegen diese Zahlen auch die Leistungen, die wir als Privatvermieter und Privatvermieterinnen laufend erbringen. In den letzten Jahren hat gerade in den kleinen Betrieben eine Qualitätsoffensive stattgefunden, die nun ihre Früchte trägt. Ebenso haben viele Privatvermieter ihre Tätigkeit weiter professionalisiert. Als Verband sind wir von südtirol privat stolz, dass wir zahlreiche Betriebe auf ihrem Erfolgsweg unterstützen konnten. So haben wir vielfältige, gut besuchte Weiterbildungskurse umgesetzt, unsere Mitglieder zu ihren Möglichkeiten beraten, zu ihrem Vorteil zahlreiche Konventionen ausverhandelt und wir konnten sie durch unsere Services bei der alltäglichen Arbeit unterstützen. Zum Teil sind wir Privatvermieter und Privatvermieterinnen nebenberuflich tätig. Gerade deshalb ist es uns als Verband wichtig, dass wir mit unseren Leistungen unseren Mitgliedern ihre Arbeit erleichtern und vereinfachen können.
Insgesamt haben wir Privatvermieter uns mit unseren Angeboten als Nischenprodukt klar am Markt positioniert. Wir bieten unseren Gästen ein exquisites, meist hochqualitatives Produkt und einen emotionalen Mehrwert an. Unser Tourismus ist nicht anonym. Wir Privatvermieter und Privatvermieterinnen nehmen uns die Zeit für unsere Gäste und die persönliche Betreuung. Als Ganzjahresbetriebe können wir flexibel auf Gästewünsche eingehen. Wir kennen unsere Region in- und auswendig und sind in der Lage, mit diesem Wissen unseren Gästen die für Sie passenden Freizeitangebote zu empfehlen und ihren Aufenthalt in Südtirol zu etwas ganz Besonderem zu machen.
Mehr noch sorgen wir Privatvermieter für ein lebendiges Dorf: Wir beziehen die Lebensmittel für unsere Gäste aus der Region und wir beschäftigen lokale Unternehmen wie zum Beispiel Handwerker. Unsere Gäste besuchen Restaurants, Cafés und sonstige Gastronomiebetriebe, sie kaufen in lokalen Geschäften ein, besuchen Museen und Freizeiteinrichtungen und nehmen das touristische Angebot vor Ort in Anspruch. Unsere Gäste und wir als Privatvermieter unterstützen die kleinen lokalen Wirtschaftskreisläufe und tragen zur regionalen Wertschöpfung bei.
Angesichts unserer Angebote, der Wertschöpfung, die wir durch unsere Arbeit generieren, und unserer Anzahl – wie gesagt gibt es in Südtirol insgesamt über 3.700 Privatvermieterbetriebe mit rund 30.000 Gästebetten – sind wir eine tragende Säule des heimischen Tourismus.
Diese Erfolge haben wir uns gemeinsam hart erarbeitet. Grundsätzlich haben wir also gute Gründe, mit Mut und Zuversicht in die Zukunft zu schauen. Dennoch: von nichts kommt nichts, das wissen wir Privatvermieter und Privatvermieterinnen ganz genau. Und gerade in letzter Zeit muss man angesichts so mancher politischer Entscheidung fast daran zweifeln, ob wirklich alle Verantwortlichen in Südtirol erkennen, welchen Beitrag wir als die Kleinen zur touristischen und wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes beitragen und wie viel ehrliche und harte Arbeit wir erbringen.
Lassen Sie mich daher zu einigen Themen Stellung nehmen, die Ihnen und uns als Verband südtirol privat unter den Nägeln brennen.
Im Rahmen des Landestourismusentwicklungskonzept wurde eine Bettenobergrenze festgelegt, worüber über viele Monate im Land diskutiert wurde. Ziel der Bettenobergrenze ist es, mehr Nachhaltigkeit in Südtirols Tourismus durch ein qualitatives Wachstum zu bringen. Kurz vor Jahresende ist die Durchführungsverordnung in Kraft getreten, welche die gesetzlichen Bestimmungen zur Bettenerhebung, Bettenobergrenze und Bettenzuweisung regelt. Dank des unermüdlichen Einsatzes des Verbandes südtirol privat konnten wir sicherstellen, dass die Interessen von uns Privatvermietern zum Großteil gewahrt wurden.
Neben diesen Verhandlungen hat südtirol privat seine Mitglieder rund um die neuen Bestimmungen intensiv beraten und aktiv unterstützt, etwa wie ganz aktuell bei der Bettennachmeldung, die nun bis Ende Juni verlängert wurde.
südtirol privat hat sich außerdem Anfang 2023 mit der Spitze des Gemeindeverbandes getroffen und diese für die Anliegen der Privatvermieter sensibilisiert. Gemeindeverbandspräsident Andreas Schatzer sicherte uns Privatvermietern seine Unterstützung zu und dass die vorgebrachten Anliegen bei Entscheidungen auf Gemeindeebene mitberücksichtigt werden. Außerdem wurde zugesagt, dass bei der Bettennachmeldung die Gemeinden die Meldung so unkompliziert wie möglich halten und im Sinne der Bürger handeln werden.
Dass die Bettennachmeldung von den Privatvermietern jedoch kaum in Anspruch genommen wird, hat einen Hauptgrund wohl vor allem in der Neuregelung der Gemeindeimmobiliensteuer GIS.
Sowohl mit dem Gemeindeverband als auch mit der SVP-Landtagsfraktion haben wir seitens südtirol privat das Thema GIS-Erhöhung im Frühjahr 2022 ausführlich diskutiert. Mit großem Verhandlungsgeschick ist es südtirol privat gelungen, dass beide zusagten, es werde zu keiner GIS-Erhöhung kommen, sofern ein Betrieb eine Auslastung von 20 % aufzuweisen hat. Ebenso konnte die Zusage erreicht werden, dass Privatvermieter weiterhin gleich behandelt werden sollen wie Urlaub am Bauernhof-Betriebe.
Noch bevor die im Frühjahr beschlossene Verordnung je in Kraft trat, wurde im November das Thema GIS für Privatvermieter wieder aufgerollt. Das Land erhöhte zwar die GIS für Privatvermieter nicht, stellte es aber den einzelnen Gemeinden frei, eine Auslastung bis zu 50 % von den kleinen Strukturen zu verlangen, um weiterhin in den Genuss eines begünstigten GIS- Steuersatzes zu gelangen. Eine kalte Dusche, im wahrsten Sinn des Wortes, erleben die Privatvermieter in der Passer Stadt Meran. Hier ist geplant, die GIS von 0,2 auf bis zu 2,5 Prozent anzuheben und den vollen Rahmen bei der Auslastung, also 50%, auszuschöpfen. Das würde eine Abgabensteigerung um den Faktor 12,5 bedeuten. Wie wir alle wissen, sind selbst in der Hotellerie kaum Betriebe in der Lage, eine Auslastung von 50% zu erreichen. Die durchschnittliche Auslastung aller Tourismusbetriebe in Südtirol betrug 2022 41 %. Noch dazu argumentiert der Meraner Stadtrat seine Entscheidung unter anderem damit, man wolle Abgabenhinterziehung vermeiden und der Wohnungsknappheit in Meran entgegenwirken. Beides sind hehre Ziele, sie haben aber mit uns Privatvermietern nichts zu tun. Mehr noch sind wir enttäuscht, dass wir Privatvermieter, die wir Wohnungen und Zimmer als professionelles Urlaubsangebot vermieten und einen Teil unseres Lebensunterhaltes mit dieser Tätigkeit verdienen, Buch führen und Steuern zahlen, die lokale Wirtschaft mit ankurbeln und den hervorragenden Ruf und die Tourismusgesinnung Südtirols (als Tourismusdestination) stärken, dass wir unter Generalverdacht gestellt werden, es mangle uns an Steuermoral. Zu allem Überdruss bedeutet die Entscheidung Merans eine klare Wettbewerbsverzerrung zwischen den Privatvermietern in Meran und jenen insbesondere in den umliegenden Gemeinden.
Da jede Gemeinde entsprechend dem Landesgesetz frei die Auslastungsgrenze im Bereich zwischen 20 und 50% festlegen kann, droht uns in Südtirol ein Fleckelteppich an unterschiedlichen Regelungen und wir Privatvermieter werden letztlich zum Freiwild der Gemeinden.
Wir haben daher als Verband umgehend reagiert und unter anderem medial klar Stellung bezogen. Wir haben ebenso aktiv das Gespräch mit Gemeinden gesucht und auf die negativen Auswirkungen der Meraner Pläne sowohl auf die Privatvermieter aber auch auf den Tourismus insgesamt und die angeschlossenen Wirtschaftsbereiche hingewiesen.
Außerdem sind wir dabei, sowohl unter unseren Mitgliedern als auch unter jenen Privatvermietern, die noch nicht Verbandsmitglieder sind, eine Umfrage durchzuführen. Wir wollen erheben, wie die unmittelbar von einer GIS-Erhöhung Betroffenen ihre berufliche und wirtschaftliche Zukunft sehen. Darauf aufbauend werden wir weiterhin das Gespräch mit den politischen Entscheidungsträgen auf Gemeinde- und Landesebene forcieren, um eine drohende drastische Verschlechterung unserer Situation abzuwenden.
In diesem Zusammenhang kann aus unserer Sicht auch bei der Ortstaxe das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Die Höhe der Abgabe orientiert sich aktuell an einem Dreistufensystem. Nach den Plänen der Landesregierung sollen ab 2024 nur noch 2 Kategorien gelten, die die Kleinbetriebe und die Ein- Zwei- und Drei-Sterne-Betriebe zusammenfasst. Als zweite Kategorie bleiben die Vier- und Fünf-Sterne-Betriebe bestehen. Für erstere soll sich der Sockelbeitrag auf 1,80 Euro pro Gast und Nächtigung belaufen, für zweitere auf 2,50 Euro. Aus unserer Sicht steht diese Erhöhung für die Kleinbetriebe in keinem zu rechtfertigendem Verhältnis, mehr noch benachteiligt diese Regelung die kleinen Betriebe deutlich. Wir hoffen sehr, dass es gerade zum Thema Ortstaxe Erhöhung zu einer positiven Wende im Sinne der Kleinbetriebe kommen wird. Vielleicht kann uns Landesrat Arnold Schuler heute schon etwas Genaueres dazu sagen.
Auch rund um das Thema Nachhaltigkeit sind wir dabei die Interessen der Mitglieder klar anzusprechen.
Zum einen setzt südtirol privat mit seinen Mitgliedsbetrieben seit langem konsequent auf das Thema Nachhaltigkeit, zum Beispiel beim Einkauf regionaler Produkte, bei der Auswahl empfohlener Ausflugsziele sowie beim Thema Mobilität respektive An- und Abreise. Dass wir damit richtig liegen, zeigt sich deutlich daran, dass das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus auch der breiten Öffentlichkeit und von Gästen gerückt und zu einem buchungsrelevanten Thema geworden ist. Nachhaltige Produkte und Erlebnisse stehen für eine höhere Qualität und sind für den Kunden attraktiver. Dabei gilt es, Standards für nachhaltiges Reisen und den Tourismus zu definieren und zu verwalten, an denen sich insbesondere die Gäste orientieren können.
Zum anderen arbeitet südtirol privat genau dabei eng mit der IDM zusammen. So soll es künftig auch für Privatvermieter möglich sein, den ausgearbeiteten Standards Folge zu leisten und das eigene Tun und Handeln – im Sinne der Nachhaltigkeit – für den Gast sichtbar zu machen.
Ebenso eine qualitative Steigerung unserer Vermietertätigkeit hätte das Urbanistik-Gesetz bringen sollen. Damit wäre es uns möglich gewesen, bestehende Infrastruktur geringfügig anzupassen und zu optimieren und damit auch unsere Angebote qualitativ noch weiter aufzuwerten. Auch hier wurde uns in persönlichen Gesprächen mit der Politik zugesichert, dass die entsprechende Regelung uns Privatvermieter berücksichtig. Leider war genau das bis jetzt nicht der Fall, in der entsprechenden Durchführungsbestimmung sind wir, die Privatvermieter in keinem Passus zu finden. Ein weiterer Punkt, an dem wir dranbleiben werden.
Da wir Privatvermieter und Privatvermieterinnen rechtlich nicht als gewerbliche Kleinbetriebe anerkannt sind, können wir auch die öffentliche Förderung des Landes für Digitalisierungsmaßnahmen nicht in Anspruch nehmen. Daher haben wir das Heft selbst in die Hand genommen und eine Digitalisierungsoffensive seitens südtirol privat gestartet mit dem digitalen Gesamtpaket als tragende Säule.
Kernstück des digitalen Gesamtpakets ist das Gästeverwaltungssystem, mit dem Sie alltägliche Aufgaben, etwa die Angebots- und Reservierungsbestätigungsmail, den Zimmerplan, die Erstellung der Rechnungen für die Gäste, die Aktivierung der kommenden digitalen Gästekarte und vieles mehr ganz einfach erledigen können. Das Gästeverwaltungssystem ist in drei Versionen nutzbar, je nachdem, ob man lediglich Basisfunktionen oder ein breites Funktionsspektrum nutzen möchte.
Hinter dem digitalen Gesamtpaket steht unsere Vision, mit unseren Dienstleistungen als Vorreiter und Vorzeigeverband im Alpenraum für Kleinbetriebe wahrgenommen zu werden und insbesondere die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zentral in unseren Dienstleistungen zu berücksichtigen. Dazu hat sich der Verband letztes Jahr auch strategisch neu aufgestellt.
Wie Ihnen bestimmt aufgefallen ist, haben wir sowohl ein neues, überarbeitetes und frisches Logo, als auch einen neuen Markennamen: aus dem Verband der Privatvermieter Südtirols VPS wurde südtirol privat. Seit 1980 ist der Verband der Privatvermieter Südtirols VPS zentrale Interessensvertretung, Servicedienstleister und erste Anlaufstelle für Privatvermieter in Südtirol. Unter dem Markennamen „südtirol privat“ bietet der VPS seit 2006 seinen Mitgliedern zudem eine Vermarktungsgruppe, um für die Angebote der Privatvermieter auf dem lokalen und internationalen, touristischen Markt größtmögliche Aufmerksamkeit zu erzielen und Gewinne und Auslastung der Mitglieder zu steigern.
Als Privatvermieter und Privatvermieterinnen können wir stolz auf unsere Arbeit sein, auf die Qualität, die wir unseren Gästen anbieten, und auf unsere Bedeutung sowohl für die regionale Wirtschaft als auch für den heimischen Tourismus insgesamt.
Als Privatvermieter und Privatvermieterinnen können wir stolz auf unsere Arbeit sein, auf die Qualität, die wir unseren Gästen anbieten, und auf unsere Bedeutung sowohl für die regionale Wirtschaft als auch für den heimischen Tourismus insgesamt.
Wir sehen aber gerade in diesen Tagen, dass wir uns nicht nur auf unsere tägliche Vermietertätigkeit konzentrieren können, sondern darüber hinaus eine Reihe an Herausforderungen zu bewältigen haben. Dies erreichen wir nicht als Einzelkämpfer, sondern nur als Gruppensieger. Gerade beim Thema Gemeindeimmobiliensteuer zeigt sich das ganz deutlich: wir sind alle betroffen, und es braucht eine starke Stimme, um uns Gehör zu schaffen. Daher appelliere ich an Sie: nutzen Sie südtirol privat als Ihr gemeinsames Sprachrohr, bringen Sie sich aktiv im Verband ein und machen Sie auch in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis Privatvermieter, die noch nicht Mitglied sind, auf südtirol privat aufmerksam. Eine Mitgliedschaft stärkt nicht nur den Verband und sein Gewicht bei wichtigen Verhandlungen, eine Mitgliedschaft stärkt vor allem die Mitglieder selbst, die einen starken Unterstützter und Fürsprecher zur Seite haben.
In diesem Sinne freue ich mich auf unsere Zusammenarbeit und die Erfolge, die wir gemeinsam erreichen werden.
Sie konnten an unserer diesjährigen Vollversammlung nicht teilnehmen?
Kein Problem, wir haben Ihnen einen Überblick erstellt.