Das Leitmotiv steht zum einen für ein neues Selbstverständnis der Tourismusbranche, zum anderen ist es ein Appell dafür, mutige Entscheidungen zu treffen, damit das Land weiterhin zu den erfolgreichsten und lebenswertesten Erfahrungsräumen Europas gehören kann. Aber welche Entscheidungen sollen das sein? Wie wird die vorgestellte Strategie zur gelebten Realität? Und wie wird Tourismus zu TourisMUT? Das waren die zentralen Fragen eines Events, bei dem die strategische Umsetzung des Landestourismusentwicklungskonzeptes 2030+ unter dem Titel „Südtirols mutiger Weg in die Zukunft“ vorgestellt wurde. IDM Südtirol hatte dafür am 25. Mai Touristiker*innen und Innovationstreiber*innen aus zahlreichen Sparten in die Messe Bozen geladen. Auf der Bühne standen u.a. Landeshauptmann Arno Kompatscher, Tourismuslandesrat Arnold Schuler und namhafte Referent*innen.
„Der Tourismus ist ein wichtiger und sehr lebendiger Wirtschaftszweig unseres Landes, der aber auch große Herausforderungen mit sich bringt, die dringend angegangen werden müssen. Die wohl größte ist jene, den Gästen ein attraktives Urlaubserlebnis zu ermöglichen, ohne dabei die Lebensqualität der Einheimischen und die Umweltqualität unserer Orte zu beeinträchtigen“, sagt Landeshauptmann Arno Kompatscher. „Mit dem Landestourismusentwicklungskonzept 2030+ hat Südtirol ein Zukunftsbild für den Südtiroler Tourismus geschaffen, das den Anforderungen der Zeit entspricht. Das neue Konzept soll Grundlage sein für eine nachhaltige, raumverträgliche und zukunftsfähige Tourismusentwicklung in Südtirol.“
Südtirols neue Tourismusstrategie steht also. Aber wie genau will Südtirol diese nun umsetzen? „Im neuen Landestourismusentwicklungskonzept geht es um die IST-Situation, gleichzeitig sind auch die strategische Basis für eine wünschenswerte Entwicklung und die entsprechenden tourismuspolitischen Handlungsempfehlungen bereits darin verankert“, erklärt Arnold Schuler, Landesrat für Tourismus und Landwirtschaft. „Das LTEK 2030+ dient als Grundlage, um einen Lebensraum zu schaffen, der mit gelebter Gastfreundschaft aufwartet und über intakte Natur- und Kulturräume verfügt. Dazu gehören etwa auch die neuen Werte für Südtirols Tourismus und sechs strategische Fokusfelder, die wir nun nutzen müssen, um mit unserem Pioniergeist zum begehrtesten nachhaltigen Lebensraum in Europas zu werden.“
Welches die neuen Werte sind, an denen sich der Südtiroler Tourismus der Zukunft ausrichten soll, war Ergebnis eines aufwändigen Prozesses mit rund 300 Vordenkern aus 20 verschiedenen Branchen. Sie lauten: Identitätsbewusstsein, Naturverbindlichkeit, Innovationsmut und Gemeinschaftsverantwortung. Viele Projekte, die von IDM in Zusammenarbeit mit ihren Partnern in den letzten 18 Monaten auf den Weg gebracht wurden, zahlen bereits auf diese Werte ein. Beispiele sind etwa der Nachhaltigkeitsstandard Tourismus Südtirol, die Gästekarte 2.0 oder Südtirol Marketplace. Über diesen vier Werten steht das neue Leitmotiv TourisMUT, das sich aus den Wörtern „Tourismus“ und „Mut“ zusammensetzt. „Wir wollen damit appellieren, mutige Entscheidungen zu treffen und neue Wege für die Branche zu finden, um unsere Vision von Südtirol als begehrtestem nachhaltigen Lebensraum Europas leben zu können“, sagt IDM-Präsident Hansi Pichler. Das Leitmotiv TourisMUT und das neue Wertehaus sollen dazu dienen, auf allen Ebenen die richtigen Entscheidungen zu treffen – auch auf jener der Unternehmen. Ein modernes, werteorientiertes Führungsmodell sozusagen.
„Gleichzeitig braucht Südtirols Tourismus klare strategische Fokusfelder und Programme, in die mit entsprechender Priorität investiert wird – ganz besonders in Zeiten wie diesen, in denen finanzielle und Humanressourcen knapp sind“, sagt IDM-Marketingdirektor Wolfgang Töchterle. Die sechs Fokusfelder, die aufbauend auf dem neuen Wertehaus und nach einer intensiven Analyse der Stärken und Schwächen in Verbindung mit den größten Zukunftschancen für Südtirol abgeleitet wurden, sind in der Tourismusstrategie für Südtirol und damit im Landestourismusentwicklungskonzept festgeschrieben worden und werden nun in den kommenden Jahren umgesetzt. Im Fokus stehen die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus, das Zusammenleben der Südtiroler Bevölkerung und der Gäste, das Thema Gesundheit, die Mobilität, die Erhaltung der natürlichen Lebensräume und die Diversifizierung des Produktes in Richtung Ganzjahrestourismus.
Die einzelnen Fokusfelder werden nun Schritt für Schritt in zwei Säulen bearbeitet. In jedem Geschäftsjahr steht ein Fokusfeld im Mittelpunkt. Der Start 2022 erfolgt mit dem Fokusfeld „Tourismus & Landwirtschaft“ und dem klaren Ziel, die Synergien zwischen diesen beiden Branchen zu maximieren. Die erste Säule besteht aus sogenannten Zukunftssimulationen. Vordenker aus den genannten Branchen, aber auch Querdenker aus anderen Branchen entwickeln im Rahmen dieser Design-Thinking-Workshops Lösungen für aktuelle Probleme und Unternehmensideen für zentrale Chancenfelder. Die entwickelten Ideen werden später von einer Fachjury bewertet, die besten werden begleitet und in die Umsetzung gebracht.
Die zweite Säule zielt auf eine digitale Wissensplattform, auf der thematisch passend zum jeweiligen Fokusfeld diverse Inhalte in Form von Videos, Podcasts, Fachartikeln, Studienreisen, usw. aufbereitet werden. Ziel dieser Plattform ist es, interessierte Unternehmer und Stakeholder zu Innovationen im Bereich Tourismus zu inspirieren. „Diese Wissensplattform ist integrativer Teil des Innovationsprogramms, durch das sektorenübergreifend Innovationen zum jeweiligen Themenbereich angestoßen werden sollen. Dabei ist die Voraussetzung für Innovation Wissen und Know-how, auch im Hinblick auf Lösungsansätze aus anderen Branchen. Wissen fördert Kreativität“ erklärt Wolfgang Töchterle. „Über die Plattform können zudem jederzeit Ideen und Lösungsansätze eingereicht werden. Über die Jahre soll sich die Plattform zur digitalen Zukunftsuniversität entwickeln.“
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Bettina König
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Bildquelle: IDM / Marco Parisi