Zu diesen Kernergebnissen kommt die 38. Deutsche Tourismusanalyse der BAT-STIFTUNG FÜR ZUKUNFTSFRAGEN, für die ein repräsentativer Querschnitt der deutschen Bevölkerung von über 3.000 Personen ab 18 Jahren online zum eigenen Reiseverhalten im Jahr 2021, den Urlaubsabsichten für 2022 sowie den Erwartungen in Bezug auf Reisen in Corona-Zeiten im Dezember 2021 und Januar 2022 durch die GfK befragt wurde.
Seit mittlerweile zwei Jahren hat die Corona-Pandemie einen zentralen Einfluss auf das Urlaubsverhalten vieler Bundesbürger. Nach einem deutlichen Einbruch von etwa 40 Prozent im Vergleich zu 2019 war 2020 nur noch gut jeder dritte Bürger wenigstens fünf Tage im Urlaub. Dieser Wert konnte in den vergangenen zwölf Monaten wieder deutlich gesteigert werden.
2021 packte fast jeder Zweite wenigstens einmal seine Koffer (49%). Damit ist der Wert zwar immer noch der zweitniedrigste seit der Wiedervereinigung, zeigt aber gleichzeitig auch, welch hohen Stellenwert Urlaub und Verreisen für die Bundesbürger (wieder) haben.
Professor Dr. Ulrich Reinhardt, Wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung: „Nach einem Jahr der Entbehrung und Einschränkung galt trotz anhaltender Reisewarnungen in der abgelaufenen Saison für etwa jeden Zweiten das Motto: Reiselust statt Reisefrust.“
Bei aller Euphorie über die Rückkehr vieler Touristen darf nicht vergessen werden, dass die Hälfte der Bundesbürger in den vergangenen zwölf Monaten keine Urlaubsreise von wenigstens fünf Tagen Dauer unternommen hat. Unabhängig von Alter, Region, Ortsgröße oder Einkommen war hierbei die Corona-Pandemie der mit Abstand häufigste Grund, 2021 nicht in den Urlaub zu fahren.
Ob nun unsichere und sich kurzfristig ändernde Reisebedingungen, Angst vor Quarantäneaufenthalten während oder nach dem Urlaub, notwendige und teure PCR-Tests oder die Sorge vor einer Infektion: Corona hat 2021 jedem Zweiten die Urlaubslust verdorben.
Mit großem Abstand folgen auf Platz 2 finanzielle Gründe. Jeder Vierte (25%) konnte oder wollte sich einen Urlaub schlichtweg nicht leisten. Hiervon waren insbesondere einkommensschwächere und ältere Bevölkerungsgruppen betroffen.
Etwa jeder Sechste führte zudem persönliche Gründe an, und jeder Zehnte wollte seine Zeit und sein Geld lieber für etwas anderes ausgeben, nannte gesundheitliche oder familiäre Gründe.
Praktisch keine Rolle spielte die Angst vor Terroranschlägen oder Naturkatastrophen – eine Sorge, die in anderen Jahren deutlich öfter genannt wurde. Hier zeigt sich das chronische Kurzzeitgedächtnis der Bürger. Bleibt zu hoffen, dass Corona irgendwann genauso schnell wieder in Vergessenheit gerät.
Der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Wahl der Urlaubsdestination zeigt sich unverkennbar bei den europäischen Reisezielen. War 2020 Österreich erstmals seit den 1970er Jahren wieder das beliebteste Auslandsreiseziel der Bundesbürger, so ist es 2021 auf ein deutlich niedrigeres Niveau als vor Corona abgesunken. 2011 lag Österreich bei 3,8 Prozent, 2019 bei 4,2 Prozent und aktuell bei 3,3 Prozent.
Verantwortlich hierfür waren in erster Linie Reisewarnungen bzw. Beherbergungsverbote in der Alpenrepublik im Jahre 2021. Und selbst als diese nicht mehr bestanden, blieb die Unsicherheit der Urlauber bestehen und viele Reisende wichen auf andere Reiseziele aus.
Dagegen konnte z.B. die Türkei ihren Tiefpunkt überwinden und fast genauso viele Urlauber wie vor der Pandemie bei sich begrüßen (2021: 3,3%, 2020: 1,1%, 2019: 3,5%). Auch in Spanien haben die Lockerungen zu einem deutlichen Anstieg der deutschen Urlauber auf der iberischen Halbinsel, den Balearen und Kanaren geführt. Insgesamt waren es fast doppelt so viele wie 2020, die ihren Haupturlaub letztes Jahr dort verbrachten.
Der große Gewinner 2021 war jedoch Italien. Im vergangenen Jahr verbrachten sogar mehr Bundesbürger ihre Ferien in Italien als 2019. Ein wesentlicher Grund hierfür war die relativ entspannte Lage vor Ort und die damit verbundene – zumindest gefühlte – Sicherheit.
Nach dem Rekordjahr 2019 folgte für den Fernreisemarkt ein deutlicher Absturz im Jahr 2020. Und auch in der abgelaufenen Reisesaison konnte sich der Markt nur sehr begrenzt erholen. Lediglich jeder 13te Urlauber wählte eine Urlaubsdestination außerhalb Europas. Zum Vergleich: Im Jahr vor der Pandemie war es mehr als jeder sechste (2019: 17,2).
Wen es in die Ferne zog, der wählte am ehesten Ziele in der Karibik oder Mittelamerika. Den insgesamt stärksten Rückgang mussten Feriendestinationen in Südost-Asien verzeichnen, was sich u.a. durch Reisewarnungen, Unsicherheit und die strengen Einreisebedingungen erklären lässt.
Ziele in Nordafrika wurden 2021 dagegen wieder deutlich häufiger besucht als noch im ersten Coronajahr. Der für dort typische Hotel- und Srtandurlaub mit wenig Kontakt außerhalb der Ressorts erwies sich für Fernreisende als recht attraktiv. Allerdings verbrachten zusammengezählt weniger Urlauber ihren Sommer in Ägypten, Tunesien und Marokko als in Rheinland-Pfalz oder Thüringen
11,2 Tage waren die Bundesbürger durchschnittlich in ihrem Haupturlaub 2021 unterwegs. Damit hat die Reisedauer die Talsohle des letzten Jahres mit 9,9 Tagen durchschritten und wird voraussichtlich auch in den kommenden Jahren leicht steigen.
Im Vergleich der Urlaubsziele zeigt sich ein deutliches Bild: Je weiter, desto länger. Insbesondere die Fernreisen habe den Durchschnitt der Urlaubsdauer angehoben. 19,3 Tage verweilten diejenigen, die außerhalb der europäischen Grenzen urlaubten, im Durchschnitt an ihrem Ferienziel.
Innerhalb Deutschlands waren es mit 8,6 Tage nicht einmal halb so viele. Im Mittel dauerte ein Urlaub in Europa 12,8 Tage. Die Türkei hatte hierbei fast schon Fernreise-Charakter, die Gäste blieben ganze 17,5 Tage vor Ort. Österreich erreichte in Bezug auf die Urlaubsdauer mit 9,3 Tagen dagegen eher einen Inlandswert.
Fernreisen bleiben Traumreisen und kosten entsprechend. Mit knapp 2.000 EUR pro Person konnte und wollte sich das nur ein kleiner Teil der deutschen Bevölkerung 2021 leisten. In diesen Reiseausgaben waren neben den Unterkunfts-, Verpflegungs- und Transportausgaben auch alle weiteren Kosten inbegriffen, von Eintritten über Souvenirs bis hin zu Trinkgeldern.
Bei der Analyse der beliebtesten europäischen Reiseziele zeigen sich große preisliche Unterschiede. Am teuersten war es im vergangenen Jahr in Skandinavien, Griechenland und Spanien. Dabei dauerte der Urlaub dort nicht etwa länger als anderswo, sondern die Tageskosten waren schlichtweg höher.
Am teuersten war es dabei mit 112 EUR in den spanischen Urlaubsdestinationen, wohingegen ein Ferientag in der Türkei nur 60 EUR kostete. Ob es jedoch dort auch 2022 noch so günstig sein wird, bleibt abzuwarten, deckten diese Kosten im letzten Jahr doch zum Teil nicht einmal die laufenden Kosten.
Betrachtet man die durchschnittlichen Reiseausgaben bei der Haupturlaubsreise insgesamt, so lagen diese bei 1.098 EUR pro Person. In Deutschland zahlte man im Durchschnitt nur 857 EUR, ging der Urlaub ins europäische Ausland, lagen die Kosten bereits über 40 Prozent höher (1.233 EUR); jedoch dauerte ein Urlaub ins Ausland auch deutlich länger.
Daher lohnt sich auch der Blick auf die Tageskosten. Diese lagen mit 99 EUR im Inland erstmals über den Tageskosten im europäischen Ausland (96 EUR).
Wann die Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen, Einschränkungen, und Verunsicherungen endgültig vorbei sind, kann derzeit noch keiner sagen. Aber nach mittlerweile zwei Jahren scheinen sich viele Bundesbürger an diese Situation gewöhnt zu haben und durch Maßnahmen der Reiseveranstalter ein wenig Sicherheit in unsicheren Zeiten zu verspüren.
Bereits jetzt ist sich mehr als jeder zweite Deutsche (57%) sicher, dieses Jahr in den Urlaub zu fahren. Das entspricht 27 Prozent mehr als noch vor 12 Monaten. Etwa jeder Fünfte ist noch unentschlossen und will sich erst im Laufe des Jahres entscheiden, ob und wohin verreist wird. Und ebenso viele planen 2022 keinen Urlaub.
Bei der Auswahl der Reiseziele präferiert ein knappes Drittel ein Reiseziel im Inland. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig: Kurze Anreise, dazu noch ein hoher Standard, Gastfreundschaft sowie eine reizvolle Landschaft mit Wasser, Bergen und Wälder.
Innerhalb Europas stehen traditionell vor allem Reiseziele rund um das Mittelmeer auf der Wunschliste. Allen voran Spanien und Italien, aber auch Griechenland, Frankreich oder die Türkei können sich auf zahlreiche Besucher aus Deutschland einstellen. Destination außerhalb Europas können 2022 mit leichten Zuwächsen rechnen, plant doch bereits jetzt in etwa jeder siebte Bundesbürger eine Fernreise.
Als Ausblick hält Reinhardt fest: „Die Bürger sind coronamüde und wollen nicht mehr rund um die Uhr mit der Pandemie konfrontiert werden. Sie sehnen sich nach Sonne, Strand und Meer, wollen wieder unterwegs sein und dabei möglichst die Unsicherheit daheimlassen. Die Chancen hierfür stehen gut, und mit einer hohen Impfquote und weniger Infektionen werden auch Reisewarnungen und Einschränkungen zurückgehen. Einem Urlaub 2022 steht dann wenig entgegen.
Wenn die Bundesbürger endlich wieder bedenkenlos verreisen können, wollen gut drei Viertel von ihnen im Urlaub vor allem Zeit mit der Familie und den Freunden verbringen. Das Zusammensein mit ihnen haben sie mehr vermisst als das unterwegs sein an sich.
Auch können sich zwei Drittel der Bundesbürger vorstellen, kürzere Strecken wiederzuentdecken, anstatt weite Reisen zu machen. Dieses könnte einerseits eine große Chance für Inlandsziele sein, anderseits auch eine Antwort auf steigende Preise; schließlich gehen 77 Prozent der Bürger davon aus, dass Urlaub nach dem Ende der Pandemie teurer sein wird.
Als Ausblick hält Reinhardt fest: „Die Bürger hoffen auf die Rückkehr der Normalität. Sie sehnen sich nach einem unbeschwerten Urlaub am Strand oder den Bergen und wollen endlich wieder unterwegs sein.“
Zu diesen Kernergebnissen kommt die 38. Deutsche Tourismusanalyse der BAT-STIFTUNG FÜR ZUKUNFTSFRAGEN, für die ein repräsentativer Querschnitt der deutschen Bevölkerung von über 3.000 Personen ab 18 Jahren online zum eigenen Reiseverhalten im Jahr 2021, den Urlaubsabsichten für 2022 sowie den Erwartungen in Bezug auf Reisen in Corona-Zeiten im Dezember 2021 und Januar 2022 durch die GfK befragt wurde.