Tauber: Der Tourismus ist ein strategischer Wirtschaftsfaktor für unser Land. Damit meine ich nicht nur das Hotel- und Gastgewerbe, sondern auch alle andere Sektoren, welche zum touristischen Angebot in Südtirol beitragen. Etwa die Privatvermieter, die UaB-Betriebe, die Schutzhütten und Almhütten, die Aufstiegsanlagen, die Betreiber der Wintersportgebiete und viele mehr. Sie alle wirken für den Tourismus und tragen zu seiner wirtschaftlichen Stärke bei. Der Tourismus ist ein wichtiger und sicherer Arbeitgeber, vor allem in unseren Dörfern und Tälern. Dass wir in Südtirol keine Abwanderungstendenzen aus unseren Tälern haben, ist letztendlich dem Tourismus und seiner erfreulichen Entwicklung in den letzten Jahrzehnten zu verdanken. Diese Errungenschaften werden von den Südtirolerinnen und Südtirolern auch anerkannt, wie jüngst eine repräsentative Befragung der Südtiroler Bevölkerung ergeben hat. Demnach erkennen 95 Prozent der Befragten die Vorteile des Tourismus für Südtirol, für die Wirtschaft und letztlich für die Lebensqualität. Mit dieser hohen Wertschätzung müssen wir alle gemeinsam nun sehr verantwortungsvoll umgehen, denn natürlich gibt es auch Nachteile und Herausforderungen, die wir gemeinsam meistern müssen.
Es ist richtig, dass der Tourismus Verkehr versursacht. Ich darf aber schon betonen, dass das Verkehrsaufkommen in Südtirol auch wesentlich hausgemacht ist. Der Pustertaler fährt am Wochenende in den Vinschgau, um eine Wanderung zu unternehmen, und umgekehrt. Dabei wird auch Verkehr verursacht. Der Mensch ist heute sehr mobil geworden, ebenso der Gast. Ich denke, als Tourismusdestination müssen wir die Verkehrsflüsse so gestalten, dass man zügig von A nach B gelangen kann. Das heißt für mich konkret: eine möglichst schnelle Realisierung der Dorfumfahrungen, etwa in Percha, Kiens, Vahrn, Partschins und des Küchelbergtunnels in Meran, die weitere Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs durch Zug und Bus und eine stärkere Einbindung der Seilbahn- und Aufstiegsanlagen in ein Gesamtmobilitätskonzept.
Ich denke, bei den gewerblichen Betten gibt es eine klare urbanistische Regelung, die Sinn macht und die primär die Entwicklung der bestehenden gewerblichen Betriebe ermöglichen wird. Dies sind wir unseren Kindern auch schuldig, wenn sie mal mit Freude und Motivation unsere Betriebe weiterführen sollen.
Ein größeres Problem, das ich auf uns zukommen sehe, ist die Vermietung von Privatwohnungen und privaten Appartements zu touristischen Zwecken. Diese Entwicklung hat der Gastgeber momentan nicht im Griff. Auch diese Gäste verursachen Verkehr und Belastungen. Die Entwicklung der gewerblichen Betriebe und auch der regulären Privatvermieter deshalb einzubremsen, finde ich nicht richtig. Insgesamt müssen wir aber sehr wohl mehr Augenmerk auf eine nachhaltige Entwicklung mit Schwerpunkt auf Qualität und Leistung legen.
Die Privatvermieter spielen für mich eine große Rolle im Tourismus. Die Privatvermieter sind wichtig, um im Dorf und vor Ort eine möglichst positive Tourismusgesinnung zu schaffen. Wir als Destination brauchen auch das Angebot der Privatvermieter, wo der Gast noch sozusagen in engem Kontakt mit der Familie seinen Urlaub verbringen kann, wo er sich heimisch fühlen und mit der Familie den Tag verbringen kann. Speziell in Hinsicht auf unsere Gastronomiebetriebe sind die Privatvermieter zusätzlich ein wichtiger Partner.
Ich schätze die Anstrengungen des Verbandes der Privatvermieter unter Präsidentin Esther Mutschlechner Seeber sehr, die Verbandsmitglieder auf die Herausforderungen des Tourismus und die Wünsche der Gäste optimal vorzubereiten. Die Themen Marketing, Onlinemarketing, Angebot und Verkauf betreffen auch die Privatvermieter. In dieser Hinsicht stärkt das Angebot des VPS die Privatvermieter und deren Angebot insgesamt und sichert deren wichtige Position im heimischen Tourismus.