Frühstück mit Herz
Jemand der sich mit Frühstück und deren verschiedenen Formen bestens auskennt, ist Frau Marina Crazzolara, HGV-Landesausschussmitglied und Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Frühstücken in Südtirol“.
Sie präsentierte im Rahmen der Fachtagung auf der Messe HOTEL 2017, was ein gutes Frühstück ausmacht und erklärte warum besondere Erlebnisse, überraschend präsentierte Produkte und der aufmerksame Service wesentlich zum erfolgreichen Start in den Tag beitragen.
Nachstehend einige Auszüge aus dem Gastreferat:
Unser Gast kommt beim Frühstück erstmals mit unserem Betrieb, unserem Angebot und uns in Kontakt. Wir haben es nun in der Hand, ob der Gast mit einem zufriedenen Lächeln den Frühstücksraum verlässt und fröhlich, relaxt in den Tag startet.
Gästebindung schaffen…
Ein gutes Frühstück steigert den wahrgenommenen Wert Ihres Hauses. Ein gutes Frühstück ist zudem der letzte Service, den ihr Gast genießt, bevor dieser die Heimreise antritt. Und genau diesen Moment sollten Sie nutzen.
Was aber gehört zu einem guten Frühstück?
Atmosphäre.
In einem Unterkunftsbetrieb ist ein Frühstücksraum wichtig, denn er ist jener Ort, der viele Sympathiepunkte sammeln kann. Er sollte angenehm gestaltet sein und positiv auf den Gast wirken. Damit ist aber nicht nur ein schöner, beheizter Raum, eine saubere Tischdecke oder eine frische Blume in der Vase gemeint, sondern auch das Licht, der Geruch nach frisch gebackenem Kuchen und aufgebrühtem Kaffee muss erlebbar sein.
Verzichten Sie bitte auf allerlei sogenannten Staubfänger, und auf alles, was in Ihrer Wohnung keinen Gebrauch mehr findet; denn den sollte es auch nicht im Frühstücksraum wiederfinden. Der Gast ist ein sehr kritischer Beobachter: in einer Ecke abgestelltes dreckiges Geschirr, eine verstaubte Herbstdekoration im Frühling oder enganliegende Stühle und Tische sorgen für Unwohlsein und Unbehagen.
Persönlichkeit.
Außerdem ist ein toller und persönlicher Service wichtig. Gerade hier können Sie als Privatvermieter punkten, da Sie Ihren Gast mehr als gut kennen und somit den Frühstücksmoment sehr individuell gestalten können. Sie wissen genau, welche Bedürfnisse Ihr Gast hat, denn Ihnen vertraut er sie an und sie können somit darauf unmittelbar reagieren. Kommen Sie mit Ihrem Gast ins Gespräch, ein kleiner small-talk in der Früh hebt die Stimmung an, schafft Vertrauen und eine angemessene Nähe. Nutzen Sie diese Chance!
Frische & Qualität.
Daneben ist die Frische der Produkte ungemein wichtig. Achten Sie darauf, dass die angebotenen Produkte frisch, saisonal und qualitativ hochwertig sind. Der Gast ist in den vergangenen Jahren viel sensibler geworden, was die Herkunft der Produkte angeht. Er schätzt die Produkte vor Ort, aus der Umgebung, aus der Region, vom Bauernhof nebenan.
Präsentation.
Ganz wichtig! Die Produkte können noch so gut sein, wenn sie jedoch nicht entsprechend präsentiert werden, wird die Qualität und Frische nicht beim Gast ankommen. Wenn Ihre Marmelade hausgemacht und noch nach altem Rezept eingekocht ist, teilen Sie dies auch Ihrem Gast mit! Der Gast wird die Marmelade doppelt wertschätzen, als wenn er diese Information nicht hat. Und schlussendlich soll sich doch Ihre Mühe und Muße für stundenlanges Einkochen und Abfüllen ja auch erkennbar machen. Unterschätzen Sie niemals den Wert von Kommunikation und Präsentation, denn, auch das Auge isst mit!
Abwechslung & Vielfalt.
Der Frühstücksmoment sollte dabei allerdings nicht zum Standard mutieren, sondern Abwechslung und Vielfalt aufzeigen. Dies kann durch besondere Produkte erreicht werden, oder aber ein kleines Präsent, den beigelegten Wetterbericht oder das Tages-Programm, oder noch zahlreiches mehr. Überlegen Sie sich dabei einfach, für was Ihr Betrieb steht, wo Ihr persönliches Alleinstellungsmerkmal liegt, welches Sie hier nochmals unterstreichen können. Lassen Sie ihrer Kreativität freien Lauf!
Konzept.
Wichtig beim Frühstück ist allerdings, dass Sie nicht nur entscheiden, fortan Frühstück anzubieten, sondern sich klar überlegen, welches Konzept Sie mit Ihrem Betrieb verfolgen möchten. Wählen Sie die Variante Frühstückskorb und damit Ihre persönliche Form des „Frühstücks aufs Zimmer“. Oder entscheiden Sie sich für die Buffetvariante oder gar für die Option des servierten Frühstücks. Bieten Sie nur hausgemachte Produkte an. Oder verfolgen Sie das Konzept, ausschließlich Produkte aus Ihrem Ort zu verwenden. Oder aber nur vegan. Möglichkeiten gibt es hier zahlreiche. Und wenn Sie sich dann für ein Konzept entschieden haben, welches Sie mit tagtäglicher Freude auch umzusetzen gedenken, vergessen Sie es nicht, auch dem Gast mitzuteilen. Möglichkeiten dazu haben Sie ja einige: über die eigene Homepage, über eine Newsletter oder ganz einfach beim aktiven Zimmerverkauf am Telefon oder per E-Mail. Stichwort: Kuriositäten und Bedürfnisse wecken!
Experimente.
Bleiben Sie dabei auch immer innovativ und experimentierfreudig. Versuchen Sie Neues und testen Sie dieses bei Ihrem Gast aus. Unsere Gäste sind immer auf der Suche nach Neuem und Einzigartigem. Versuchen Sie diesem Anspruch gerecht zu werden. Überraschen Sie mit etwas ungewöhnlichen Produkten. Wie wär’s zum Beispiel mit einer Kinderecke beim Frühstück?
Oder einem Schokobrunnen? Oder ganz besonderen Brotsorten? Lassen Sie hin- und da mal ein Standard-Produkt weg und ersetzen Sie es mit etwas Neuem. Beobachten Sie, wie es gut beim Gast ankommt. Gäste sind ehrlich. Daher nutzen Sie genau dieses Feedback, um sich weiter zu entwickeln.
Mehrwert.
Bei alldem vergessen Sie aber nicht den Service. Dieser ist ungemein wichtig, dass die tollen angebotenen Produkte von Ihrem Gast auch als solche angenommen werden. Mit Service meine ich aber nicht nur, dass die Frühstücksprodukte von A nach B kommen, sondern dass Sie dabei auch Ihre persönliche Note miteinfließen lassen. Der Moment des Frühstücks ist jener, bei welchem Sie die Möglichkeit haben mit dem Gast ins Gespräch zu kommen. Sie können Programmpunkte empfehlen, Sie können Bindung schaffen und was vielleicht noch wichtiger ist Sie können den Gast dabei vom Gast zum Stammgast machen. Unter Service verstehe ich auch Flexibilität. Sie servieren Frühstück nur bis halbzehn, es fehlen aber noch 2 Gäste? Buffet schnell abbauen und Licht ausschalten wäre nun eine Variante.
Aber meinen Sie nicht auch, dass er sich über ein kleines Frühstück direkt am Tisch hingestellt freuen würde? Kleine Gesten mit enormer Wirkung! Und genau dies sollte das Frühstück ja sein, ein besonderer Mehrwert für Ihren Gast. Ein Grund mehr warum er zu Ihnen kommen sollte. Und das nicht nur einmal, sondern immer wieder!
Preis.
Haben Sie dabei aber keine Angst für ein gutes Frühstück ein paar Euro mehr zu verlangen. Ihr Mehraufwand soll natürlich honoriert werden. Diesen schätzt auch Ihr Gast, vorausgesetzt, er bekommt es mitgeteilt. Wenden Sie keine falsche Bescheidenheit an, denn, der Nachbarsbetrieb tut‘s ja auch nicht! Gewiss, speziell bei Saisonbeginn oder –ende, kann es immer wieder vorkommen, dass Sie für nur 4 Gäste ein Frühstückbuffet vorbereiten müssen.
Das fällt dann einem schwer, schon nur, weil man sich manchmal schwer tut, die Ablageflächen auch so auszufüllen, damit es nicht nach „nichts“, nach „leer“ ausschaut. Wenn allerdings der Preis stimmt, die Augen der Gäste leuchten und Sie Komplimente für das gute Frühstück erhalten und somit Ihr Arbeitsaufwand honoriert wird, dann werden Sie es auch immer wieder gerne machen. Und genau dies spürt der Gast dann auch!