VPS-Studienreise 2016
Sizilien – die größte Insel im Mittelmeer
Sizilien ist mit allen Vorzügen der Natur gesegnet, die die Insel zu einer der schönsten der Erde machen.
Sizilien hat die Form eines Dreiecks und ist bekannt als das Land mit großen griechischen Tempeln, barocker Pracht, moderner Kunst und – der Mafia. Die kürzeste Verbindung zum Italienischen Festland ist die Meerenge von Messina und beträgt gut 3 km. Pläne für einen Brückenbau über die Straße von Messina tauchen seit dem 19. Jahrhundert immer wieder auf und wurden stets wieder als zu riskant fallen gelassen.
Unser Start am Montag, den 7. November, war in den frühen Morgenstunden. Die Reiserute führte uns von Bozen über Verona und Modena nach Bologna, wo wir einen ersten, kurzen Zwischenstopp einlegten. Aus der Ferne sahen wir die Silhouetten der zwei schiefen Türme Garisenda und Asinelli von Bologna, einer der schönsten und besterhaltensten Altstädte Europas.
Auf der Direttissima, mit den in diesem Autobahnabschnitt zahlreichen Brücken und Tunnels, überquerten wir den Apennin. Die Landschaft präsentierte sich uns in einem wahren, herbstlichen Farbenrausch, umspielt von den noch wärmenden Sonnenstrahlen.
Vorbei an Florenz und Rom gelangten wir am Abend nach Caserta, etwa 40 km nördlich von Neapel, wo wir im Grand Hotel „Vanvitelli“ unsere erste Nacht verbrachten. Das Hotel ist von sehr hoher Qualität und trägt den Beinamen „Grand“ absolut zu Recht.
Am nächsten Morgen, es war der 08. November, setzten wir schon bei Zeiten unsere Reise fort. Da viele der Mitreisenden die Stadt Neapel noch nicht kannten, beschlossen wir kurzfristig, dort einen Aufenthalt zu machen.
Neapel, die Hauptstadt der Region Companien und wichtiger Fährhafen, ist mit einer Million Einwohnern die drittgrößte Stadt Italiens. Der Vesuv, eines der Wahrzeichen der Stadt, ist schon von weitem sichtbar. Neapel ist eine Stadt mit sehr vielen Gesichtern und Eigenschaften, über die das Nobelviertel, durch das wir in das historische Altstadtzentrum gelangten, nicht hinwegtäuschen kann. Reichtum aber auch sehr viel Armut lebt hier Tür an Tür und wer kein Dach über den Kopf hat, lebt in Baracken oder auf der Straße. Baustellen gibt es gar manche in dieser Stadt, einige davon stehen allerdings schon seit Jahren still. Sie werden von teils Meter hohem Gras überwuchert und dienen heute zur Müllablagerung. Und auch die Straßenverkäufer an jeder Ecke gehören zum Bild von Neapel. Mit dem Verkauf gestohlener oder gefälschter Ware verdienen sie ihr Brot.
Um die Mittagszeit setzten wir unsere Fahrt fort. Wir fuhren durch die Region Calabrien in Richtung Reggio Calabria. Die Autobahn ist, im Gegensatz zu früher, sehr gut ausgebaut, aber es herrschte kaum Verkehr. Haupterwerbsquelle in Kalabrien sind die Land- und Forstwirtschaft. Die geplante Ansiedlung von Industriebetrieben ist hier, trotz zahlreicher Subventionen von Seiten des Staates und der EU, bis heute nicht gelungen.
Es war schon dunkel, als wir im Hafen Villa San Giovanni ankamen und die Lichterkette auf der gegenüberliegenden Insel mit freiem Auge sehen konnten. Mit der Fähre überquerten wir die Meerenge von Messina und erreichten unser Reiseziel Sizilien. Im Hotel Nettuno in Catania waren wir in den folgenden 3 Tagen untergebracht.
Der 3. Reisetag begann mit der Besichtigung Catanias, der zweitgrößten Stadt Siziliens. Unsere örtlichen Reiseführerinnen Giovanna und Pia, die übrigens beide sehr gut deutsch sprachen, erklärten uns, dass diese Stadt nicht nur Sitz der ältesten Universität Süditaliens sei, sondern dass Catania wirtschaftlich den anderen Inselstädten um Längen voraus sei. Es gibt aber auch über negative Seiten dieser Stadt zu berichten, wie ausgedehnte Trabantenstädte, finstere Ecken und eine extrem hohe Kriminalität.
Catania, am Fuße des Ätna gelegen, wurde nach Plan mit zwei sich rechtwinklig schneidenden Hauptachsen erbaut. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten hat die Stadt ihren Besuchern zu bieten, wie die Piazza del Duomo, die Fontana dell´Elefante, die Villa Bellini, den Palazo Biscari, das Municipio und die Capalla di S. Agata, der Schutzpatronin der Stadt. Am meisten fasziniert aber waren wir vom Fischmarkt, wo gestenreich und temperamentvoll gefeilscht wird. Die Auswahl an Lebensmitteln ist groß und die Hygienevorschriften werden hier nicht so genau genommen wie anderswo.
Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter in Richtung Syrakus. Entlang der Strecke steht das scheußlichste Industriegebiet Siziliens, wenn nicht ganz Italiens. Riesige chemische Anlagen erstrecken sich entlang der Küste und entlassen ihre Abwässer mit einem enorm hohen Quecksilbergehalt direkt ins Meer. Wer hier wohnt, hat gute Chancen auf einen frühen Tod.
Syrakus, unserer nächstes Ziel, war in der Antike über mehrere Jahrhunderte die größte und mächtigste Stadt zwischen Rom und Athen. 2005 erklärte die UNESCO Syrakus zum Weltkulturerbe. Als erstes besichtigten wir das Griechische Theater (5. Jh.v.Chr.), es zählt zu den bedeutendsten erhaltenen Theater der Antike. Dann spazierten wir durch den Archäologischen Park mit dem „Ohr des Dionysos“ und anschließend bewunderten wir die Reste des Apollotempels. Der alte, barocke Stadtkern von Syrakus ist Anziehungspunkt vieler Touristen, wenn gleich die Stadt in erster Linie eine Industriestadt ist.
Die Fahrt auf den Ätna, dem größten Vulkan Europas, stand auf unserem Programm am Donnerstag, den 10. November. Der Gipfel des über 3300 Meter hohen Vulkans war bereits mit Schnee bedeckt und der Wind wehte so stark, dass die Seilbahn außer Betrieb war. Mit geländegängigen Bussen wurden wir vom Rifugio Sapienza auf 2500 Meter Höhe gebracht. Die meisten von uns setzten den Weg noch ein Stück weiter zu Fuß fort, bis uns der eiskalte, sibirische Wind regelrecht zum Umkehren zwang.
Nach einem kurzen Abstecher in Zafferana Etnea, den wir zur Verkostung und Erwerb besonderer einheimischer Produkte, vor allem von Honig und verschiedener Olivenöle nutzten, fuhren wir weiter nach Taormina, Siziliens meistbesuchten Nobelurlaubsort. An der Ostküste der Insel gelegen, sind in diesem romantischen Ort mit seinen pittoresken engen Gassen alle Schönheiten der Insel vereint. An prachtvollen Palästen vorbei, gingen wir von der Piazza Vittorio Emanuele zum griechisch-römischen Theater, dem mit Abstand berühmtesten Bauwerk von Taormina, vielleicht sogar von ganz Sizilien. Der unvergessliche Ausblick vom Theater auf ein Traumpanorama mit dem rauchenden Ätna in der Ferne, wird uns mit Sicherheit in Erinnerung bleiben. In der Flaniermeile Corso Umberto im Herzen der Stadt ließen wir diesen ereignisreichen Tag mit einem Besuch in einem der zahlreichen Kaffes oder eleganten Boutiquen ausklingen.
Am nächsten Morgen hieß es die Koffer packen. Unsere Sizilien Reise führte uns nun weiter in das Innere der Insel. Über Enna, der höchst gelegensten Provinzhauptstadt Italiens und Caltanisetta gelangten wir nach Cefalú. Entlang der über die ganze Strecke gut ausgebauten Autobahn, mit auch hier kaum Verkehr, erstreckt sich eine sehr fruchtbare Hügellandschaft. Hier ist nicht nur die Kornkammer Süditaliens, auch der Anbau von Oliven, Zitrusfrüchten, Wein und vieler Gemüsesorten ist in dieser Gegend verbreitet. 7,5% der Bewohner Siziliens arbeiten in der Landwirtschaft und in der Fischerei, die Industrie spielt mit 8,4% aller Beschäftigten eine unwichtige Rolle. Einen traurigen Rekord bildet die Jugendarbeitslosigkeit, 41% aller Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren sind ohne Job.
Cefalú das zweitgrößte Touristenzentrum der Insel, liegt am Fuß der Rocca di Cefal, eines 270 Meter hohen Kalkfelsens. Wir besichtigten den Dom San Salvatore an der Piazza del Duomo. Im Innern ist die dreischiffige Säulenbasilika mit aufwändigen und sehr wertvollen Goldmosaiken ausgestattet.
Nach dem Mittagessen im Freien, fuhren wir weiter in Richtung Westen und erreichten nach 70 km die Hauptstadt der Autonomen Region Siziliens Palermo
Palermo vereinigt in sich alle Fragwürdigkeit, alles Elend, aber auch alle Farbenpracht und Vielfalt der Insel. Die Metropole zählt heute etwa 670.000 Einwohner, zusammen mit den Vororten sogar über eine Million. Die frühere Faszination, die der Stadt wegen seiner herrlichen Lage in der Bucht von Palermo, den Beinamen „ La Conca d´Oro“ eingebracht hat, ist am Bröckeln, wie auch die schönen, alten Fassaden der Palazzi auf der Piazza Quattro Canti. Mit unseren zwei lokalen Führern Giovanni und Nicola machten wir eine ausführliche Altstadtbesichtigung. Die Geschichte Palermos und ganz Siziliens ist geprägt von vielen verschiedenen Völkern und Kulturen, die die Insel im Laufe der Zeit besiedelten und beherrschten und sie zu einer wahren kulturellen Schatzkammer machten. Entsprechend hat die Stadt eine große Zahl an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Besonders beeindruckt waren wir von der Kapelle des Palazzo dei Normanni und der Fontana auf der Piazza Pretoria.
Am Samstag, den 12. November, unserem letzten Reisetag, fuhren wir nach dem Frühstück in das Bergstädtchen Montreale. Der Normannenkönig Wilhelm II. lies hier 1174 den weltberühmten Dom mit seien prachtvollen Mosaiken bauen, der heute als Anziehungspunkt aller ersten Ranges gilt. Als Abschluss unserer Sizilien Fahrt besuchten wir noch Erice, das einst als strategischer Stützpunkt diente. Wie ein Adlerhorst thront Erice auf einer imposanten Bergspitze in 751 m Meereshöhe und gewährt seinen Besuchern eine grandiose Aussicht.
Das Einschiffen im Hafen von Palermo auf der Fähre Grimaldi Lines erfolgte gegen 21 Uhr. Für die rund 600 km nach Livorno brauchte das Schiff 18 Stunden.
Wie schon in den vergangenen Jahren, hat unser Fotograph Martin Obletter viele schöne Eindrücke und Sehenswertes dieser Studienfahrt für uns in Bildern als bleibende Erinnerung festgehalten. Die Reiseteilnehmer, einschließlich Reiseleiter Helmut Hofer und Busfahrer Eddy, wir waren insgesamt 75, waren wie ein eingespieltes, großes Team, das zu begleiten mir viel Freude und Spaß bereitet hat.
Sizilien besteht nicht nur aus Kultur, aus Sonne und Strand, aus Maffia und Verfall. Sizilien ist auch die Insel der ÜBERLEBENDEN. Und gerade im humanitären Bereich leistet Sizilien seit Jahren Großartiges, das die Hochachtung und den Respekt aller verdient.
Die Obfrau
Esther Mutschlechner-Seeber